Mit viel Vorfreude, einem riesigen Koffer, aber auch Nervosität, saß ich im Flugzeug nach Frankreich auf dem Weg zu meinem 10-wöchigen Austausch. Ich war so aufgeregt, dass ich nicht einmal wusste, wie ich meiner Austauschschülerin Floriane schreiben sollte, dass ich am Flughafen in Lyon gelandet bin. Am Ausgang wurde ich dann von meiner Gastfamilie, bestehend aus meiner Gastschwester Floriane, ihren beiden Schwestern Amélie und Joana, sowie ihren Eltern, freundlich mit den typischen Küsschen links, Küsschen rechts begrüßt. Gemeinsam fuhren wir anschließend in das 30 km von Lyon entfernte Örtchen Vienne, indem sie wohnen.
Während der Fahrt redeten alle sehr viel und stellten mir auch Fragen. Es war für mich schwer überhaupt etwas zu verstehen und sinnvoll auf die Fragen zu antworten. Auch die ersten beiden Tage waren für mich schwer, denn obwohl Frankreich ein Nachbarland von Deutschland ist, unterscheiden sich die Kulturen stark und ich musste mich erst an diese Umstellung gewöhnen. Vor allem die Essgewohnheiten in Frankreich waren für mich neu. Frühstück wird praktisch gar nicht gegessen, da reichte manchmal auch ein warmer Kakao. Dafür gab es immer warmes Mittagessen und Abendbrot. Abendbrot wurde bei meiner Gastfamilie jedoch fast immer spät am Abend zu sich genommen um 21 Uhr. Auch das Essen an sich war anders zu dem deutschen Essen. Oftmals gab es als Vorspeise frischen Salat aus dem Garten mit selbstgemachten Dressing und als Hauptgang Fleisch mit frischem Gemüse aus dem Dorf, jedoch ohne Soße. Generell haben wir die meisten Gerichte ohne Soße gegessen, was für mich anfangs etwas befremdlich war. Als Nachtisch gab es dann französischen Käse und französische Salami, was wohl zwei meiner liebsten Dinge aus Frankreich sind. Auch die typischen Froschschenkel und Schnecken, die die Franzosen vermeintlich so gerne essen, habe ich probiert und muss sagen, dass ich beides echt lecker fand.
Mit meiner Gastfamilie habe ich immer viel unternommen, so sind wir ganz am Anfang meines Austausches in den Französischen Alpen für ein Wochenende Ski gefahren. Das war eine unglaublich tolle Erfahrung. Wir sind in einem riesigen Skigebiet gefahren und hatten einfach unglaublich viel Spaß. Nach einem winterlichen Wochenende ging es für mich und Floriane gleich weiter. Wir fuhren mit ihren Großeltern ans Mittelmeer in den kleinen Ort La-Seyne-sur-mer in der Nähe von Marseille. Ich hatte ja schon viel vom Mittelmeer gehört, jedoch war es noch schöner, als ich erwartet hatte. Obwohl es leider noch zu kalt zum Baden war, habe ich unglaublich schöne Natur gesehen. Wunderschöne grüne Hügel und kleine Dörfer, schöne Nadelwälder und gigantische Felsklippen haben wir besichtigt. Einen Tag haben wir auch eine Bootstour auf dem Mittelmeer gemacht, was wohl für mich der Höhepunkt des Urlaubs war.
Nach diesem wunderschönen Urlaub begann am darauffolgenden Montag mein erster Schultag. In der Schule angekommen, stellte Floriane mich begeistert allen ihren Freunden vor. Anschließend bekam ich meinen eigenen Stundenplan und Floriane machte mit mir einen kleinen Rundgang durch die Schule. Schon am ersten Schultag sind mir die unterschiedlich Schulzeiten zum deutschen Schulsystem aufgefallen. So begann der Unterricht nicht zwingend jeden Tag um 8 Uhr, wie ich es gewohnt war sondern manchmal auch erst um 9 Uhr oder 10 Uhr. Dann gab es immer eine zweistündige Mittagspause, dafür ging dann der Unterricht immer bis ca. 17 Uhr, was für mich eine große Umstellung war, was ich anfangs gar nicht erwartet hätte. Auch die Schule war viel größer, als meine in Deutschland, ohne Floriane hätte ich mich sicherlich oft verlaufen. Im Unterricht habe ich immer versucht etwas zu verstehen, was mir mit jedem Tag besser gelang und ich muss sagen, dass auch der französische Unterricht mir sehr geholfen hat meine Sprache zu verbessern. So aber auch natürlich meine Gastfamilie, obwohl fast alle gut deutsch sprechen konnten, haben sie mit mir konsequent französisch gesprochen. Ich habe mich mit allen richtig super verstanden, aber am besten natürlich mit meiner Gastschwester Floriane.
Dadurch, dass sie im Herbst für zwei Monate schon bei mir war, kannten wir uns bereits schon gut und haben dann unsere Freundschaft in Frankreich weiter vertieft. Ich habe ihre Hobbys mit ausprobiert, was mir sehr viel Freude bereitet hat. So habe ich z.B. ein tolles Wochenende bei den französischen Pfadfindern verbracht, wo viele tolle neue Leute kennengelernt habe und ich war jeden Mittwoch mit Floriane tanzen und überlege nun selbst hier in Deutschland damit anzufangen. Auch haben wir oft etwas mit ihren Freunden zusammen unternommen, wir sind z.B. baden gegangen, haben etwas zusammen gegessen oder waren einfach in der Stadt. Einmal haben wir sogar mit einer Freundin zusammen Geburtstag gefeiert. Somit habe ich viele weitere tolle Menschen kennengelernt, und konnte immer bessere Gespräche führen.
Eines meiner Highlights in Frankreich war definitiv mein Geburtstag. Floriane und ihre Freunde aus der Schule hatten für ein Essen in einem tollen Bürger Restaurant organsiert und für mich alle zusammen eine Geburtstagskarte geschrieben. Im Restaurant haben sie dann für mich zusammen „Joyeux anniversaire“ gesungen und das ganze Restaurant hat mit eingestimmt, es war ein magischer Moment, den ich nie vergessen werde.
Ein weiteres besonderes Erlebnis war sicherlich auch Florianes und mein Wochenendausflug nach Paris. Am an einem frühen Freitagmorgen sind Floriane und ich alleine mit dem TGV nach Paris gefahren. Untergekommen sind wir in Paris bei Tante und Onkel von Floriane die eine sehr schöne Wohnung im „18. Arrondissment“ haben. In Paris haben wir zuerst mit Florianes beiden Cousinen die Sacré-Coeur und Montmartre besichtigt. Durch malerisch, schöne Gässchen sind wir gelaufen mit vielen kleinen Läden. An der Sacré-Coeur angekommen hatte man einen atemberaubenden Blick über Paris. Floriane und ich machten außerdem am gleichen Tag noch eine Schiffstour mit dem „Bateaux Mouches“ auf der Seine. Dabei konnten wir viele berühmte Sehenswürdigkeiten bestaunen, wie den Eiffelturm oder Notré-Dame. Am nächsten Tag sind wir mit der ganzen Familie ins Louvre Museum gegangen. Sie haben mir viele berühmte Werke im Louvre gezeigt und wir haben tolle Fotos gemacht. Zusammen sind wir dann zusammen mit dem Auto die „Champs-Elysées“ entlang gefahren und haben ein paar Runden um den Triumphbogen gedreht. Es war ein wirklich toller Ausflug nach Paris.
Am letzten Wochenende sind meine Eltern nach Vienne gekommen und wir haben alle zusammen mit Florianes Familie eine sehr schöne Zeit verbracht. So haben wir zwei Ausflüge nach Vienne und Lyon gemacht und waren schön mitten in den Weinbergen essen. Der Abschied am Flughafen von Floriane fiel mir schwer. Ich war traurig, dass die schöne Zeit meines Austausches nun zu Ende war. Ich habe während meines Austausches natürlich in erster Linie Französisch gelernt, welches sich danach auch sehr verbessert hat. Ich habe aber auch ganz viele neue tolle Leute kennengelernt, angefangen mit meiner tollen Gastfamilie und es hat sich eine tolle Freundschaft zu Floriane entwickelt. Im nächsten Herbst werde ich sie wieder für eine Woche besuchen und ich freue mich schon sehr darauf.
Ich kann zusammenfassend sagen, dass dieser Austausch einer meiner besten und prägendsten Erfahrungen in meinem bisherigen Leben war. Also wenn du die Möglichkeit hast einen Austausch zu machen oder überlegst einen zu machen, würde ich dir auf jeden Fall dazu raten, es ist eine sehr gute Erfahrung.